Pläne für mehr werden nämlich durchaus geschmiedet. »Es geht darum, einen natürlichen Flow zu schaffen und gleichzeitigt auf die Details zu achten. Realistisch zu bleiben in Hinsicht auf die eigene Reichweite und Ziele und dennoch das große Ganze im Auge zu behalten«, sagt die Person hinter Marionette. »Es dreht sich alles um Geduld und Transparenz.« So erklärt sich auch der recht behäbige Fortschritt des Backkatalogs, denn in jedes Release steckt das Ein-Mann-Unternehmen viel Arbeit. »Artists nach Releases zu fragen, ist eine unvorhersehbare und delikate Sache. Schließlich geht es nicht darum, eine Platte fertig zu machen, sondern eine permanente Erinnerung zu schaffen.« Kein Wunder also, dass der Marionette-Gründer die Rolle seines Art Directors so betont, denn dessen Arbeit verleiht den Platten in enger Anlehnung an ihre grundlegenden Konzepte tatsächlich ein denk- und erinnerungswürdiges Äußeres. Einen kleinen Traum erlaubt sich der Marionettenspieler trotzdem: »Es wäre eine große Belohnung, eines Tages eine Marionette-Abteilung in einem verstaubten Plattenladen-Crate zu haben.« Eine bescheidene und definitiv nicht unrealistische Hoffnung. ■ Kristoffer Cornils
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Vielleicht allerdings hilft eine Portion Humor noch umso mehr. Allein schon mit Blick auf die offizielle Label-Homepage – ein gefaktes Yelp-Portal – wird klar, dass Chrissy und Burkat zwar ihre Musik, nicht aber sich selbst sehr ernst nehmen. Ein roter Faden, der sich auch durch die Aufmachung der Platten zieht, die unter anderem mit Menükarten des Nite Owl Diners daherkommen. »Was die Aufmachung anbelangt, ist es uns wichtig, etwas zu schaffen, das Spaß macht, skurril wirkt und interessant ist. Denn mal ehrlich, die Leute können unsere Musik genauso gut im Netz klauen, weshalb wir ihnen einen Grund geben möchten, das nicht zu tun. Jedes Release soll für Gesprächsstoff sorgen, das die Leute dazu bringt, die 12" wirklich haben zu wollen.« Klingt kalkuliert, ist aber nur fortschrittlich gedacht. Zumal die beiden ebenso sehr wert darauf legen, es nicht zu übertreiben und ihre Platten zu bezahlbaren Preisen anzubieten. Künstliche Verknappung und andere Kaufanreize sparen sie sich lieber – dazu überwiegt die Liebe zur Musik auch zu sehr. Auf die Frage hin, welches Release für ihn am wichtigsten gewesen sei, antwortet Chrissy nahezu entrüstet: »Das ist wie ein Elternteil nach dem Lieblingskind zu fragen! Ich liebe sie alle!« Das ist eindeutig zu hören. ■ Kristoffer Cornils
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Omega Supreme gründete er angesichts des wachsenden internationalen Austauschs neuer Artists über das Internet, deren Aufnahmen nicht in seinem Plattenregal landeten. Mit der Gründung seines eigenen Labels, das er nach wie vor alleine betreibt und bei dessen visueller Umsetzung ihm die Grafikerin Rebecca Coffman behilflich ist, wollte er das ändern. Es bleibt sein erklärtes Ziel, die gesamte A&R-Arbeit für Omega Supreme weiterhin auf eigene Faust zu betreiben, wie er es schon seit fast 20 Jahren als Beteiligter an der Musikszene der US-amerikanischen Westküste tut. Obwohl die Kontakte zu seinen Acts zumeist übers Internet entstehen und er höchstens die Hälfte davon persönlich getroffen hat, ist ihm der Austausch so wichtig, dass er eigens eine Kassetten-Serie mit Live-Aufnahmen ins Leben gerufen hat, um damit Shows zu finanzieren und so die Menschen zusammenzubringen, die auf Omega Supreme veröffentlichen. Vom Australier Inkswel über die indonesischen Midnight Runners bis hin zur deutschen Band First Touch und US-amerikanischen Acts tummelt sich eine regional sehr disparate Mischung von Menschen unter dem Banner des Begriffs Modern Funk, das Omega Supreme gehisst hat. ■ Kristoffer Cornils
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Postrap-Releases sollen zeitlosen Anspruch haben. Vinyl hatte bei ihnen immer Konjunktur, seit 2014 spielt auch das Tape wieder eine Rolle. Es geht ihnen immer um Musik als Ausdruck der Seele – und solche Formate geben ihr einen Körper. »Unsere Musik in dieser Form physisch greifbar zu machen gefällt uns«, erklärt azabeats. »Außerdem die Idee einer LP als abgeschlossene Sinneinheit.« Oft übernimmt er auch das Artwork: »Stimmung, Haltung, Ästhetik der Platte, ihren Geist: Ich versuche, ihn in ein Bild zu packen.« Und der Geist von Postrap selbst? Offenbart sich, so Misanthrop, stets in anderen Formen und Konstellationen. Dass das – je nach aktuellem Hype – mitunter unkonventionelle Früchte trägt, wird eher forciert als vermieden: »Wir sind konsequent darin, nicht konventionell zu ein.« ■ Christian Neubert
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