Was hat sich England zuletzt nicht alles über seine Musik anhören müssen. Nach der »Klasse von 2004«, in der zahllose Bands von der Insel saßen und vorzugsweise mit Indie-Rock den Musikmarkt eroberten, folgten bald teils desaströse zweite Alben, zweifelhafte Soloprojekte, und nur noch vereinzelt konnten neue Bands aus Großbritannien positiv auf sich aufmerksam machen. Doch es gibt wieder Hoffnung für diejenigen, die, um es mal wie Ex-Libertines-Sänger Carl Barât zu sagen, »tired of England« sind. Zwei Schwestern aus London, Colette und Hannah Thurlow, treten unter dem Namen 2:54 mit ihren Gitarren allen Zweiflern in den Arsch. Düster angehaucht, angenehm monoton in der Spielweise und gesanglich etwas an Garbage-Frontfrau Shirley Manson erinnernd, schrecken die zwei nicht davor zurück, die Verstärker mal richtig aufzudrehen und den ganzen zuckersüßen Singer-Songwriterinnen zu zeigen, wo der Hammer hängt. Doch hier handelt es sich keineswegs um plumpes Geboller: kontrolliert bauen 2:54 ihre Tracks auf und schaffen gekonnt Spannungsmomente, um anschließend die Kartenhäuser wieder zusammenfallen zu lassen. Was die Musik zudem hörenswert macht, ist der Pop-Appeal, der der Scarlet EP anhaftet. So finden die Songs, trotz der rauen Gangart, schnell den Weg ins Ohr und setzen sich dort fest. Das wahrscheinlich ebenso unruhige Album wird schon jetzt sehnlichst erwartet.
Scarlet