Review

Actress

AZD

Ninja Tune • 2017

Uff, noch mal gutgegangen. Nach »Ghettoville« hatte Actress ja angekündigt, keine Musik mehr machen zu wollen. Was dann vielleicht doch eher ein Marketing-Trick gewesen sein könnte. Das vierte Album von Darren J. Cunningham lässt zumindest weder Ermüdungserscheinungen noch andere Anzeichen dafür erkennen, dass Actress sich mit der Musik überworfen hat. Auf den schepperintensiven Klang von »Ghettoville« folgt jetzt, mit drei Jahren Abstand, ein überraschend aufgeräumter Cunningham, der eines seiner entspanntesten Statements bisher abliefert. Zugleich sein klarstes. Die Sounds sind übersichtlich, und bei den ersten beiden Nummern könnte man sogar glauben, dass sich Actress vom Clubgeschehen verabschiedet hat. Da geht es nämlich weitgehend beatfrei zu, in »Untitled 7« setzt der Kick erst nach drei Minuten ein, um dann erratisch aus- und angeschaltet zu werden. Sehr schön! Andere Nummern wie »Fantasynth« oder »Blue Window« sind von der Rhythmusprogrammierung mehr oder minder klassisch ruppeliger Actress, wobei die Synthesizer oberhalb einen kristallinen Kontrast bieten. Die kaputte Stimmung von 2014 weicht dann in »Runner« spätestens einer entwaffnenden Euphorie, die alles mitnimmt, was in Hörweite ist. Nicht, dass man von einer im engeren Sinn optimistischen Platte sprechen könnte, doch ist das Verhältnis von Technik und Zukunft hier ein insofern kompliziertes, als auch düstere Aussichten für Cunningham keinesfalls zu bedeuten scheinen, dass man das Tanzen einstellen sollte. Actress hat dazu eine klare Botschaft, man muss ihr bloß lauschen, um sie zu verstehen und für gut zu befinden.