Review

African Head Charge

A Trip To Bolgatanga

On-U Sound • 2023

Nach 40 Jahren Innovation ist es schwer, neue Pfade zu beschreiten. African Head Charge machen seit 1981 von sich hören. Bereits auf ihrem Debüt gelang es dem Duo durch die Kombination von Reggea, Electronic und volkstümlichen Instrumenten einen eigenständigen Stil zu entwerfen. Ihr Dub ist experimentell, panafrikanisch und doch global. Lange bedeutete dies Eklektizismus, etwa die Kombination chinesischer Harfen mit senegalesischen Trommeln. Demgegenüber ist »A Trip To Bolgatanga« tief in ghanaischen Boden verankert. Denn es hat Songwriter Bonjo Iyabinghi Noah von London nach Bolgatanga, eine Kleinstadt an der Grenze zu Burkina Faso, verschlagen. Dort versenkte sich der Perkussionist sich in den Trommeln westafrikanischer Stämme. Mit ihnen flechtet Noah ein dichtes Gewebe, das African Head Charges psychedelische Elektronik meisterhaft erdet. Aus detailverliebter Komplexität bodenständigen Puls sprießt eine Rhythmus-Sektion, die 2023 ihresgleichen sucht. Auch thematisch zeugt das Album von Reife. Wie ein wiedergeborener Horaz dichtet Noah: »Never regret a day in your life. Good days give you ‘appiness. Bad days give you experience. Worse days give you a lesson.« Nach vier Dekaden im Musikbusiness wissen African Head Charge: Neu und wegweisend sind nicht dasselbe. Damit fällt ihnen eine Last von den Schultern. Entsprechend leicht ist es, für »A Trip To Bolgatanga« eine Reiseempfehlung auszusprechen.