Review

Adrian Sherwood

Sherwood At The Controls Vol.2

On-U Sound • 2016

Das muss man auch erst mal hinbekommen: Allzu viele Produzenten gibt es vermutlich nicht, die den Sound von Reggae-Legende Lee »Scratch« Perry ebenso wie den der Industrial-Brutalisten Ministry gleichermaßen mitbestimmt haben. Die zweite Ausgabe von »Sherwood at the Controls«, die sich auf die Jahre 1985 bis 1990 konzentriert, bietet diese nur scheinbar gegensätzlichen Klangwelten – tatsächlich beginnen sich hier Reggae bzw. Dub einerseits und EDM-Maschinenstampf andererseits allmählich aufzuspalten, also genau die Dinge, die bei Adrian Sherwood meistens ziemlich konsequent zusammengedacht wurden. So stehen neben gemütlichen Nummern von Bim Sherman und der Sherwood-Hausband Dub Syndicate die eher schroffen Klänge von KMFDM oder den italienischen EBM-Veteranen Rinf und Pankow, letztere dafür mit einer Coverversion der Prince-Nummer »Girls & Boys«. Zu den musikalisch interessantesten Beiträgen gehören dabei die ambivalenteren Produktionen und Remixe, die einen Platz zwischen den Extremen einnehmen. Besonders schön der 1989er Remix des Tribal-Dancefloor-Klassikers »Masimbabele« von den Unknown Cases, den Adrian Sherwood mit behutsam reduktionistischen Mitteln ausdehnt, ohne dessen motorische Kraft abzuwürgen. Burn, everybody burn!