Nach einem schnellen Durchbruch im Jahr 2017 durch den kleinen Hit »Caroline« und dem dazugehörigen Album »GOOD FOR YOU« veröffentlichte Aminé im Jahr darauf »ONEPOINTFIVE«. Das Projekt war kurzweilig und präsentierte den Rapper aus Portland in härterer Gangart, fast jeder der Tracks bewegte zum Mitbrüllen. Mit »Limbo«** nahm er das Tempo wieder raus und wurde dem Albumtitel gerecht. Er zeigte, wie tief man gehen kann, ohne zu fallen, einzuknicken und sich später schämen zu müssen. Auf dem Album finden sich Tracks für die eigene Mutter (»Mama«), über die Familienplanung (»Fetus«) und die gefühlte Machtlosigkeit (»Becky«). Fast jeder der 14 Tracks schlägt sanfte Töne an, die Beats sind zurückhaltend und gemütlich. Das jedoch sollte keinesfalls dazu führen, abzuschalten – zu wichtig sind die Zeilen, die Aminé von sich gibt. Bei allem Frust ruft er dennoch dazu aus, den Ärger loszulassen: »There ain’t no money in having hate in your heart«, heißt es auf »Pressure In My Palms«. Herausragend ist Aminés Talent zur Kooperation. Dem melodischen Young Thug wird auf »Compensating« ebenso entgegengekommen wie den energiegeladenen Parts von Slowthai und Vince Staples auf dem bereits erwähnten »Pressure In My Palms«. Nicht zuletzt die Entscheidung, Injury Reserve auf dem gemeinsamen Song »Fetus« einigen Raum zuzugestehen, führt zu vielen Gänsehautmomenten. Aber auch ohne Gäste erschafft Aminé Tiefe und Ohrwurmfaktor zugleich. »Limbo« bietet viel Identifikationsfläche, fängt das Publikum auf und teilt das Leid. Viel mehr braucht es vielleicht in dieser Zeit nicht.

Limbo