Es gibt geschätzt zwei DJ-Witze, die wirklich lustig sind. Der eine ist der von den Nazis, die niemals richtig auflegen werden können, weil sie den Unterschied zwischen 33 und 45 nicht kennen. Der andere findet sich als Titel fett auf dem Cover der neuen Bell Towers-EP für Cocktail d’Amore geschrieben: »I’m Moving To Berlin«. Rohan Bell-Towers zog es tatsächlich vor Kurzem in die deutsche Hauptstadt, nachdem er zuerst seine Heimat Australien gegen London eingetauscht hatte. Warum, das erzählt das distanzierte Vocal auf dem Titeltrack: Wegen Cocktail d’Amore natürlich, einer der bekanntesten und ältesten schwulen Partyserien der Berliner House- und Techno, auf deren Label er als Bell Towers nun debütiert. Der deutlich an Boyd Jarvis und andere Proto-House-Helden erinnernde Sound von »I’m Moving To Berlin« scheint in seinem Miteinander von Disco- und Wave-Einflüssen tatsächlich wie für den Dancefloor der mittlerweile in der Griessmuehle beheimateten Reihe gemacht. Härter packt da noch »Sexual Intruder Alert« an: Groove-getriebener trockener Techno, so lichtlos wie ein Darkroom – wo er wohl auch am besten aufgehoben wäre, würde nicht ein gelegentliches Disco-Sample zu mehr Farbe aufrufen und ließe nicht zwischendurch ein harter Downbeat das Gesamtbild unerwartet ins Electroclashige kippen. Ein nicht nur dem Titel nach hochgeradig ambivalenter Track. »Approach & Identify« wirkt da wie ein tooliger Kompromiss der beiden vorangegangenen Stücke, die keiner Zugabe benötigt hätten.
I'm Moving To Berlin