Benedicte Maurseth nutzt auf Mirra die Hardangerfiedel nicht als folkloristisches Requisit, sondern als Ausgangspunkt musikalischer Transformation. Gemeinsam mit Håkon Stene (Percussion), Mats Eilertsen (Bass) und Morten Qvenild (Keys) entwickelt sie fließende Klanglandschaften, die zwischen nordischer Tradition, Minimalismus und subtilen elektronischen Mitteln changieren.
Die Stücke entfalten sich oft in repetitiven, stoisch kreisenden Patterns, wie man sie aus der Minimal Music kennt. Gelegentlich schimmern motorisch-gleitende Rhythmen durch, die an Krautrock erinnern – ohne jemals in Rock-Strukturen zu verfallen. Maurseths musikalisches Vokabular bleibt dabei reduziert, aber nuanciert: Traditionelle Melodien erscheinen wie durch ein Prisma gebrochen, werden geschichtet, gestreckt, umgedeutet.
Der Albumtitel Mirra verweist auf eine Formation, die Rentiere im Winter bilden. Diese Assoziation trägt sich in die Musik: Field Recordings von Rentieren und anderen bedrohten Tierarten erweitern das Klangbild um eine naturhafte, fast spirituelle Ebene. So wirkt Mirra wie eine musikalische Meditation über Landschaft, Wandel und fragile Koexistenz – leise, aber bestimmt.