Review

billy woods & Kenny Segal

Maps

Backwoodz Studioz • 2023

Dass »Maps« überall mit stürmischem Applaus bedacht wird, ist völlig berechtigt und problematisch zugleich, weil der Eindruck entsteht, hier werde nur schnell etwas durchgewunken. Dabei ist das neue Album von billy woods, das er zusammen mit dem Beatmaker Kenny Segal aufgenommen hat, nach dem dekolonialen »Aethiopes« (2022) und dem autobiografisch mäandernden »Church« (2022) das bislang zugänglichste Album der NYC-Underground-Rap-Ikone.

Das liegt nicht zuletzt an dem klaren Erzählbogen, der sich durch billy woods’ hektisches Tourleben nach der Pandemie zieht. Woods wird einmal mehr zum Beobachtungskünstler, das Mosaik aus trockenen, politisch erhellenden Aneinanderreihungen disparater Szenen wird ergänzt durch sein bohrendes Grübeln über das Gesehene, seine Rolle in all dem, seine Liebe. Eine schillernde, faszinierende Absurdität prägt die Texte, humorvoll, tragisch.

Producer-Urgestein Kenny Segal arbeitet schon lange mit billy woods zusammen. Er produzierte Tracks für Armand Hammer (das Duo von woods und Backwoodz-Labelmate ELUCID) und 2019 das sehr erfolgreiche »Hiding Places« mit billy woods. »Maps« ist kein »Hiding Places 2«. Die Musik folgt ihrer eigenen Dynamik, sie drückt und dröhnt. Sie lebt, nicht nur weil sich digitale und analoge Instrumente in den Mix drängen, sondern auch, weil sie sich nicht auf einen ständigen Wechsel einlässt. Sie überschlägt sich in Feedback-Exzessen, bricht mit brüllenden Trompeten aus und geht plötzlich in sanfte Bebop-Piano-Loops über. Wer kein Englisch versteht, soll diese Platte bitte nur wegen der Beats hören.