Review

Biosphere

Inland Delta

Biophon • 2023

Nie stillstehen, immer in Bewegung sein – davon kann Geir Jenssen, der seit 1991 unter dem Pseudonym Biosphere Musik veröffentlicht, buchstäblich ein Lied singen (also ohne den Gesang, versteht sich), produziert er doch fast im Jahresrhythmus neuen Stoff. Haben sich in vorherigen Alben noch Einflüsse des Post Punk der späten Siebziger oder Kompositionen des Ludwig van eingeschlichen, so kehrt Biosphere mit »Inland Delta« wieder zurück in die träumerischen Gefilde des klassischen Ambient-Genres. Field Recordings wie beispielsweise vom Cho Oyu im Himalaya, den der Norweger 2001 bestiegen und später vertont hat, sucht man auf dieser Platte vergebens. Seine Faszination von der Natur verortet Jenssen diesmal in höhere Sphären. Die neun teils auf restaurierten Vintage Keyboards improvisierten Stücke kreisen irgendwo im Orbit, lassen Sterne verglühen und neue Galaxien entstehen. Es wäre nur logisch, diese synthetischen Klänge in einer außergewöhnlichen Location wie einem Planetarium zu präsentieren, denn die galaktischen Sounds auf Inland Delta sind zu abgespaced für die gewöhnliche Bühne und für das heimische Wohnzimmer sowieso. Schon einmal ließ sich Jenssen von Jules Vernes Roman »Von der Erde zum Mond« inspirieren und verwendete einzelne Samples aus der Hörspielfassung. Die aktuelle Platte beweist diesmal eigenständige Soundtrack-Qualitäten für den nächsten Science-Fiction-Film. Bleibt nur noch die Frage zu klären, ob das Plattencover ein Gebirge ziert oder doch eher die kraterartige Oberfläche eines Planeten.