Vergessene und »verloren« geglaubte Alben bleiben im digitalen Zeitalter selten dauerhaft vergessen, weil sie irgendwann doch durch ein Wurmloch im World Wide Web ihren Weg in die Gegenwart finden. Inzovu Y’imirindi von Bizimungu Dieudonne, einem ruandischen Staatsbeamten mit einer Leidenschaft für Musik, wurde vom Musikwissenschaftler Matthew Lavoie zufällig bei einer Recherche entdeckt. Ende der 1980er-Jahre brachte Dieudonne das Tape im Selbstvertrieb heraus und erreichte damit lokal eine gewisse Popularität. Er spielt Gitarre und singt gemeinsam mit seiner Frau Agnes Umbibizi, Freunde und Familienmitglieder stellen die Begleitmusiker.
Die Songs sind stark von traditionellen afrikanischen Rhythmen und Melodien geprägt, auch wenn sich die Musiker:innen westlicher Instrumente bedienen. Die Arrangements fallen hochgradig minimalistisch aus; die Spannung entsteht durch die Länge der Songs, die die Sechs-Minuten-Grenze locker überschreiten, und durch ihren repetitiven Charakter einen ganz eigenen Sog entwickeln. Wer westliche oder gar asiatische Einflüsse aus den Songs heraushört, sollte sich fragen, wer hier eigentlich wen inspiriert hat. Die Texte beschreiben die Schönheit Ruandas und beschwören die Einheit des Landes, das wenig später durch den Völkermord der Hutu erschüttert wurde – bei dem Bizimungu Dieudonne, seine Frau und ihre Musiker von Milizen ermordet wurden.

Inzovu Y'imirindi
