Review

Blawan

Many Many Pings

Ternesc • 2020

Jamie Roberts ist einer der wenigen Techno-Produzent:innen, deren Interpretation des Genres noch wirkliche Frische verspricht. Das liegt einerseits an seiner meisterhaften Arbeit als Klangkünstler und andererseits aus der rhythmischen Unwucht, die auf seinen Background in Dubstep und UK Bass verweist. Härte, Tiefe, Swing: Das ist – im Idealfall zumindest – die Grundrezeptur von Blawan Nachdem sich Roberts im vergangenen Jahr vor allem auf sein gemeinsames Projekt Karenn mit Arthur Cayzer alias Pariah konzentrierte, ist »Many Many Pings« das erste Solo-Release von Blawan seit seiner Debüt-LP »Wet Will Always Dry« aus dem Sommer 2018. Schon der Titeltrack bietet die von der Birmingham-Schule geprägten Punch, für die Roberts’ Techno-Entwurf bekannt ist. Die Kickdrum hetzt, die Modularsysteme fiepsen, rhythmische Elemente verzahnen sich zu komplexen Grooves. Könnte auch ein Surgeon-Track von anno dazumal sein, Blawans Markenzeichen aber sind die hymnischen Beigaben. Ein intelligenter Hit. Der Rest? Gelungene Stilübungen in Sachen Multifunktionalität. »Lox« öffnet den Raum weiter in Richtung Warehouse-Feeling, »Gadget« zollt mit seiner stampfenden Kickdrum dem Gabber-Revival Tribut und »Hapexil Rotator« dockt an die aseptische Ästhetik von Kangding Ray und anderen an. Im Gesamten geht »Many Many Pings« vor allem auf die Zwölf und dreht die Bassbox auf elf, lässt aber niemals fünf gerade sein: Kaum jemand macht derzeit dermaßen effektiven und doch vertrackten Techno wie Jamie Roberts.