Review

Blond:ish

Welcome To The Present

Kompakt • 2015

Musik zum Werfen, Musik zum Schmeißen, Musik als Rauschmittel. Blond:ish verlassen die Clubpfade die sie noch mit ihren vorausgegangenen 12-Inches beschritten haben, zu Gunsten eines musikalisch so nicht zu erwarteten Debütalbums. Dessen detailverliebte Dichte dürfte nicht nur wenige überraschen, das kanadische Duo berauscht mit den 11 einem abgerundeten Trip gleichenden Tracks auf »Welcome to the Present« mehr, als mit jedem Peaktime Banger. Glück ist wenn der Bass einsetzt? Der Opener »Shy Grass« widerlegt das, so unverschämt geschmeidig wie dieser daher kommt. In seinen Bann gezogen wird man an den fehlenden Bass erst mit dessen Einsatz erinnert: Nach anderthalb Minuten. Nicht etwa die unzähligen Nächte in diversen Clubs weltweit, die Blond:ish seit 2008 bestritten haben, sondern die Reisen nach Südamerika, Mexiko oder Indien dienen als Inspirationsquelle für die Kompositionen der beiden Wahl-Engländerinnen. Ihr auf die Spielzeit eines Full Length ausgeweiteter Trip ist bemerkenswert durchdacht, ohne vorhersehbar oder gar langweilig zu sein. Blond:ish hieven mit ihrem Erstling nicht nur ihr eigenen musikalischen Output auf ein neues Qualitätslevel, sie legen nicht nur die Messlatte für ihre eigene Arbeit, sondern vor allem für kommende Debüts in diesem Bereich höher. Der sich hier auf die in einzelne Etappen auffächernde musikalische Reise des Duos begebende Hörer, sieht sich einer farbenfrohen Klanglandschaft aus organischen Sounds und traditionellen Elementen ausgesetzt, aus Field Recordings und mehrsprachigen, betörenden Vocals und trotz der anderen Gesamtausrichtung des Albums, auch auf Tracks, wie der Lead-Single »Endless Games«, »Myein Caravan« oder »Jupiter & Jaguar«, die als variable, wenn auch andere als im Allgemeinen definiert, Clubhits durchgehen können. Qualitativ hochwertige Electronica also, die vor allem auf Kopf und Seele abzielt, ohne den Club ganz aus den Augen, respektive Ohren zu verlieren. Blond:ish platzieren sich mit ihrem Debut ganz vorne im Downtempo-beeinflussten House-Bereich. Man darf gespannt sein, ob sie diesen Weg mit den folgenden Veröffentlichungen weitergehen oder Hörer und Presse erneut überraschen werden – das sie die Fähigkeiten dazu haben, zeigen sie mit »Welcome To the Present«.