Review

Blue Daisy

The Sunday Gift

Black Acre • 2011

Blue Daisys Erstlingswerk The Sunday Gift ist bitterböse, ungeheuer kompromisslos in seiner Lückenlosigkeit und schlicht mitreißend. Mit Sicherheit ist dieses Album nur in einzelne Tracks unterteilt, weil… na weil man das nun mal so macht. Denn Grenzen gibt es hier nicht: 12 Tracks – eine Attacke. »Londons best kept secret« (Boomkat) gelingt es mit elektronischer Musik eine subtile Bedrohung immer weiter anschwellen zu lassen und den Ausbruch dann tatsächlich noch traumatischer zu gestalten als die Angst vor diesem. Mehr als zehn Minuten quälen sich anfangs verräterische Bass-Schleifen durch den Hintergrund, überall wabert und flimmert es, während die letzten Menschen der Erde ihre flehenden Gesänge wimmern. Plötzlich verpufft alles in Hall; hier raunt noch etwas, dort kreischt etwas anderes. Dazu fernöstliche Streicher, ein verlassenes Glockenspiel und perfekt ist die Ruhe vor dem Sturm. Dass Blue Daisy weiß, wie man diesen zum Ausbruch bringt, hat er auf seiner EP Strings Detached schon bewiesen und er beweist es erneut: Auf Shadow Assassins plärren die Synthies, die Basslines verheddern sich; es klingt wie ein Sandsturm auf einem sich neigenden Planeten. Die letzten Bastionen der Menschheit brechen mit Psyche Inquiry ein: Noise, Industrial Rock, UK-Bass, verzerrte Raps; du willst nicht zwischen diese Walzen kommen! Kollege Aigner hätte diese Stücke ja am liebsten vom Vinyl gekratzt und auch ich würde nicht extra zu einem der beiden Songs skippen – im Gesamtzusammenhang aber, da macht das Sinn! Ein anstrengendes Album, ein anspruchsvolles Album ist das, doch jedem sei empfohlen sich einmal in das Flackern der letzten Neonlichter einer untergehenden Metropole zu bewegen – denn diese Bilder entwirft Blue Daisys Sound eindrucksvoll und eindringlich.