Review

Boxcutter

Gnosis EP

Cosmic Bridge Records • 2013

Schauen wir doch mal kurz in unserer 32-bändigen Encyclopedia Britannica nach. »Gnosis«, das steht für Erkenntnis, im alltagsreligiösen Sinn sogar für ein Geheimwissen. Das besaß Boxcutter definitiv, als er 2006 mit seinem Debütalbum »Oneiric« den Dubstep in eine Richtung erweiterte, die im Vergleich zu allen anderen Weiterentwicklungen dieses vergewaltigten Basskindes wirklich spannend war und (leider vergebens) auf neue Impulse hoffen ließ – Jazz mit einem Spritzer Funk. Drei weitere Alben, einige EPs und zwei Jahre Pause später kehrt der Nordire Barry Lynn mit einer EP zurück, die dieses Geheimwissen nun ganz offensichtlich repräsentieren soll. Als Trägermaterial nimmt Boxcutter dieses Mal Footwork. Liest sich spannend. Nur klingt es so nicht. Die Beats sind bodenständig, ohne je die Grenze zu »aufregend« zu überschreiten. Die 808-Sounds sind zwar nett, aber muss man sie 2013/14 wirklich noch immer so billig klingen lassen? Die Jungs in Chicago konnten sich schlicht keine besseren Soundmaschinen leisten! Und wo versteckt sich das Geheimwissen? Etwa die Softporno-Synthesizer? Oder dieses Kuschelrock-Gitarrensolo auf »Not The End Of The World«? Bitte nicht! Bewegt endlich euren Hintern aus dem 1980er-Sülzsumpf. Also: Kleenex weg, »Emanuelle 6« ausschalten und ruhig mal ohne Weichspüler die Flecken rauswaschen.