Auf ihrem achten Soloalbum bietet Brandee Younger einige Neuerungen. Alle Stücke auf Gadabout Season stammen aus ihrer eigenen Feder – allein oder gemeinsam mit anderen – und sie spielt erstmals auf der restaurierten Harfe von Alice Coltrane, einem ihrer großen Vorbilder. Der Albumtitel bedeutet so viel wie »Herumtreiber«, und tatsächlich lässt sich die Musik, die sie im Trio mit Rahsaan Carter (Bass) und Alan Rednard (Schlagzeug) aufgenommen hat, gern treiben.
Im Vergleich zu den Fusion-nahen Ansätzen ihrer vorherigen Impulse-Veröffentlichungen geht es auf Gadabout Season deutlich zurückhaltender zu. Der oft bemühte Begriff Spiritual Jazz trifft die Ausrichtung nicht ganz verkehrt – zuweilen wirkt die Musik tatsächlich introvertiert und in sich gekehrt. Doch eher als gezupfte Gebete entfaltet sich hier eine kontrollierte, feinfühlige Bewegung durch die Welt: mit bedachten Schritten, regelmäßigem Innehalten, reflektierter Ruhe – ohne dabei je den Puls des Grooves zu verlieren. Alles ist äußerst zurückgenommen arrangiert, auf Klarheit und Atmosphäre bedacht.
Gelegentlich gesellen sich Gäste hinzu – etwa Makaya McCraven (Percussion) oder Shabaka Hutchings (Flöte und Klarinette) –, doch auch sie fügen sich in das sparsame Klangbild ein. Keine Solistenegos, sondern ein gemeinsamer Flow. Es sind gute Zeiten für Jazz mit Harfe.

Gadabout Season