Review

Brigade

Hard Times, Soft Music

Laut & Luise • 2022

Brigade sind ein in Berlin ansässiges Duo, das es sich zwischen House, Hip Hop, Jazz, Ambient und Dub gemütlich gemacht hat. Ihrem Album »Hard Times, Soft Music« hört man den Namen deutlich an: Der Plan der beiden ist es, während einer der schwierigsten Phasen in der Menschheitsgeschichte nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen, sondern den fortwährenden globalen, nationalen und regionalen Krisen mit Entschleunigung und, pardon, guten Vibes zu begegnen. Das mutet einerseits wie die einfachste aller Lösungen an, erfordert aber gleichzeitig eine aufrichtige Leichtigkeit, die nicht jeder Act zu transportieren fähig ist. Über zwölf Tracks führt die Kombo, die sich auf dem Cover im Zahnarztlook und von zwei Hunden flankiert präsentiert, in ihr gemächliches, fokussiertes Verständnis von Tanzmusik ein – sofern es diese überhaupt sein soll. Rhodes-Akkorde, Vocalsamples, langgezogene, langsam verklingende Keys erinnern an längst vergessene Acts wie Hufschlag & Braun, Cuthead oder Instrumental Hip-Hop, den Studis in der WG-Küche zu massenhaft THC konsumieren. Das funktioniert mal relativ gut und lässt dann gar an Acts wie St. Germain oder Kruder & Dorfmeister denken wie auf »Outer Influences« oder »Life After Plastic«, an anderer Stelle macht sich nach dem Spliff Abschmack breit – »Vendetta Theme» etwa lullt mit seiner Hänger-Attitüde und der Feelgood-Gitarre bis zur Besinnunglosigkeit ein, »Worshipping Comments« fährt Strings für Kids auf, die Bonobo noch immer als innovativen Künstler betrachten. Zu empfehlen hingegen die herrlich naive Vorabsingle »International Communication™« und »Magnum $$$«, der wohl stärkste Track des Albums.