Review Jazz

Caterina Barbieri

Myuthafoo

Light-Years • 2023

Spätestens seit »Ecstatic Computation« von 2019 hat Caterina Barbieri einen maßgeblichen Anteil daran, dass Trance sich wieder zu einem vollumfänglich akzeptierten Genre mauserte. Ihr Entwurf hat mit dem neuerlichen Siegeszug der düdeligen Flächen in der Dance Music aber nur bedingt zu tun. Vielmehr verzahnt die Mailänderin die zweifellos ästhetischen Qualitäten dieser Musik mit einem nachdenklichen, in die Ferne schweifenden Pop-Gestus, ohne in ihren Stücken auf allzu konsenstaugliche Mittel wie eine durchgehende Kickdrum zurückzugreifen; sie verhält sich damit zu Trance-Pop gewissermaßen wie Barker – man denke an dessen Album »Utility« – zu Techno. »Myuthafoo« produzierte sie zur selben Zeit wie ihren eingangs erwähnten Meilenstein, weswegen sie die sechs bislang unveröffentlichten Tracks laut Pressetext als »Sister-LP« betrachtet. Das macht mehr als Sinn: »Math Of You« und der Closer »Swirls Of You« rekurrieren nicht nur namentlich mit »Pinnacles Of You« auf den Track, der sich auf »Ecstatic Computation« hinter »Fantas« zu unrecht mit dem zweiten Platz zufrieden geben musste. Den Pop-Appeal, der von ihnen ausgeht, untermauern jene kitschigen, quietschigen Synths, die den Barbieri-Klang so einzigartig machen und auf ihrem letzten Album, »Spirit Exit«, zugunsten eines heterogeneren Sounds wichen. Auch der Titeltrack strahlt genau jene spirituell reine, kathartische, graduell gesteigerte Emotionalität aus, die nur Caterina-Barbieri-Stücken eigen ist. Tolles Album, das ein Kunstwerk komplettiert, von dem man nicht wusste, dass es unvollständig war.