Review

Caterina Barbieri

Spirit Exit

Light-Years • 2022

Die Musik von Caterina Barbieri ist immer zwei Dinge zugleich: unfassbar schnell und unendlich langsam, aufputschend und ein kompletter Downer, knallige Euphorie und zähe Apathie. So auch auf »Spirit Exit«, dem ersten Album auf ihrem eigenen Label light-years, das auf ihren bisher größten Erfolg, »Ecstatic Computation«, folgt. Wobei sich die musikalischen Mittel und also auch das Klangbild erweitert haben: Neben den pointillistischen Zuckungen von Barbieris Modular-System kommen Streicher und Gitarre hinzu, singt die Komponistin vor allem deutlich mehr als noch vorigen Veröffentlichungen. Das gibt diesen Stücken einen noch poppigeren und zugleich doch sakraleren Anstrich, lädt also die Musik Caterina Barbieris mit noch einem weiteren Dualismus auf. Es lässt ebenso frei flottierende Synth-Only-Stücke wie »Knot of Spirit (Synth Version)« dann anfangs umso mehr wie überambitionierte Klaus-Schulze-Huldigungen wirken. Auch dieses Stück bricht indes irgendwann aus der selbstauferlegten Limitierung aus und findet sein Heil in verzahnten Arpeggien, die das ultimative Barbieri-Gefühl transportieren: die nervöse, auf dem Dancefloor angelernte Antizipation der hoffentlich bald einsetzenden Kickdrum und das latent ekstatische Gefühl darüber, dass die Auflösung niemals kommt. Barbieris wahre Kunst besteht schließlich darin, die Dinge zwischen dem einen und dem anderen Pol auf wundervoll quälende Art und Weise in der Schwebe zu halten – so auch auf »Spirit Exit«.