Conny Frischauf irritiert und provoziert. Aber nicht auf die aggressive Art, sie weckt Interesse. Ihr zweites Album »Kenne Keine Töne« fühlt sich an wie ein digitales Notiz- und Tagebuch. Die Künstlerin aus Wien spielt mit warmen Synthesizern genau wie mit Artefakten aus ihrem Sound-Archiv und Field Recordings, die sie gerne in Wassernähe sammelt. In »Nordwestwind« steht sie in Sichtweite der Donau und reimt charmant »Mitte« auf »Suppe«, während sie in »Nichts Nichts« nur kurz bei einem Spaziergang eine Melodie mit der Diktierfunktion aufzunehmen scheint, damit sie nicht verloren geht.
Oft sind da Beeps, ein Summen oder ein Loop, der minimalistische Gerüst für poetischen Sprech ist. Aber auch eine Flöte in »Röte« und in bester John-Cage-Manier 120 Sekunden Stille in »Zwei Minuten«. Manchmal scheint Conny Frischauf einfach Spaß an Phonetik zu haben, wenn sie die Wörter aus dem Mund presst wie ein Kleinkind, das die Sprache entdeckt. Wie man so durch ihr akustisches Notizbuch blättert, runzelt man hin und wieder die Stirn, aber man spürt immer eine Reaktion in den Synapsen. »Meine Arbeit hat keinen Anspruch auf Vollendung«, sagt die Klangkünstlerin in einem Interview. Wäre auch schade, wenn bei einem Experiment wie »Kenne Keine Töne« der Ausgang schon vorher klar wäre.
Kenne Keine Töne