Review

Cooly G

Wait ‘Til Night

Hyperdub • 2014

Das zweite Album von Cooly G, auf dem ihre Stimme sich immer wieder in so direkter Werbung an ihr Gegenüber richtet, trägt nur an seiner Oberfläche ein romantisch-melancholisches Kleid. Darunter ist es eigentlich tieftraurig. Eine Erkenntnis, die einen nicht erst beim expliziten Groll beschleicht, mit dem Cooly G sich im abschließenden »3 Of Us« an den absenten Vater ihrer kleinen Tochter wendet. Die metallene Kühle gebürsteter Elektropop-Synthlinien kriecht hier mit unter die Decke. Drahtfiguren aus E-Gitarrensounds stehlen sich immer wieder an die Haut und pieksen. Wenn da überhaupt eine Decke ist, und nicht vor allem viel dunkler Raum über den sich andrückenden Sub-Bässen und dem schlanken Percussion-Überbau. Eine Sparsamkeit, die weniger mit Minimalismus zu tun hat als mit zur Eleganz gesteigerter Effizienz, die im kalten Schweiß von »Want« oder der Einsamkeit von »Fuck With You« die innere Brechung auf die Spitze treibt. Denn da sind ihre Vocals, die aufgefächert durch Layering und Echo durch die Tracks gleiten, die jene immer wieder vorzeitig verlassen, im Stich lassen, die quer zu den rhythmischen Rastern laufen (auf noch geschmeidige Art im Titelstück, auf verstörende dann in »Dancing«) und somit insgesamt körperlos werden, so nur inwendig um die eigene Lust und Sehnsucht kreisen. Das ist weit weg vom samtigen, ätherischen Schmelz der Verführungskunst, mit der Labelkollegin Jessy Lanza voriges Jahr so nachhaltig die Köpfe verdrehte. Und hat in seiner Distanz umso mehr das Zeug, tatsächlich zu berühren – jenseits der Bewunderung dafür, mit welcher scheinbaren Mühelosigkeit Cooly G ihren Downtempo-R&B mit Einflüssen von Dancehall bis Rap anreichert, wie sie farbenreich und doch aus einem Guß einen bitterweichen Zweitling formt, der ihrem Konsens-Debüt »Playin’ Me« nichts wegnimmt und doch darüber hinausweist. Als wär das nicht genug, macht Cooly G auch noch neugierig darauf, wie sich ihr melodisches Gespür entwickeln wird, das nicht nur im unwirklichen kindlichen Plinker von »1st Time«, sondern auch an ganz unerwarteten Momenten dann doch immer wieder Lichtpunkte setzt und Trost spendet.