Review

Fatima Al Qadiri

Asiatisch

Hyperdub • 2014

»Asiatisch« ist ein interessantes Album, das voller Geschichten steckt und dennoch schwer zu greifen ist. Vielleicht weil es am Ende trotz konzeptueller Anlage ein ganz persönliches Werk bleibt. Angestoßen wurde es durch eine Anfrage der Künstlergruppe Shanzai Biennial, die für eine ihrer Arbeiten um Produktpiraterie bei Fatima Al Qadiri die Ausarbeitung einer Coverversion von »Nothing Compares 2 U« (Sinead O’Connor bzw. Prince) in Nonsense-Chinesisch bestellen. Die New Yorker Künstlerin, aufgewachsen in Kuwait, macht in ihrer multimedialen Arbeit ihrerseits regelmäßig Vielschichtigkeit und Überfaltung von kulturellen Identitäten und Zuschreibungen zum Thema. Eigentliche Inspiration dafür, daraus ein ganzes Solo-Debütalbum zu machen, waren dann jedoch eine Reihe älterer Grime-Tracks, in die Produzenten wie Wizzbit, Jammer oder Wiley Martial-Arts-Bezüge aus Filmen und Games einarbeiteten, von Hyperdub-Kapitän Kode9 schließlich mit dem Etikett »Sino-Grime« versehen. Aus entsprechenden Bässen und Beat-Mustern, aus punktuellen Fragmenten klassischer chinesischer Dichtung, vor allem aber aus einschlägigen Preset-Soundbanken (dabei, ganz clever, auch mit Exotika-Fremdkörpern wie Panflöten oder Steeldrums hantierend) hält uns Fatima Al Qadiri ein westliches Bild von China vor, das sich als vage mystisch, melancholisch schwer, hochtechnologisch überformt und erschreckend unspezifisch entpuppt. Ist es um unsere Vorstellung von China tatsächlich so schlecht bestellt, oder was schiebt uns Al Qadiri hier davon in ihrem Spiel unter? Eine Fragestellung um Hauntologie, die durchaus auf Albumlänge den Geist beschäftigen kann. Was dabei zu kurz kommt, ist musikalisches Feuer. Nach dem grandiosen Cover-Opener kann sich das Album vom Sterilen der Klischees, aus denen es gebaut ist, leider nicht mehr recht befreien, und wirkt eher körperlos als geisterhaft.