Review

Burial

Streetlands EP

Hyperdub • 2023

Hyperdub-Chef Kode-9 muss auf seinen Social-Media-Kanälen nur das Burial-Logo posten, um helle Aufregung zu erzeugen. Die ist nach wie vor gerechtfertigt, immerhin schrieb sich Emmanuel Bevan mit seinem selbstbetitelten Debüt, vor allem aber mit »Untrue« unwiderruflich in die Geschichte elektronischer Musik ein. Die Musik ist aber nur die eine Seite der Medaille, das Phänomen Burial wuchs nicht zuletzt dank Katz-und-Maus-Spielen mit der Presse und jahrelanger Verschleierung der eigenen Identität weit über den eigenen künstlerischen Output hinaus. So stellt sich bei der »Streetlands EP«, wie auch schon bei »Antidawn« aus dem Januar 2022 die Frage, ob sie ohne das prestigeträchtige Kreuz dieselbe Aufmerksamkeit bekäme. Die Antwort: Sicherlich nicht, das macht die drei Tracks aber nicht schlechter. Die gräulichen Schmuddel-Beats, die den großen Rave-Kater in den Zweitausendern vertonten, sucht man zwar auch hier vergebens, dafür fügt Burial zumindest auf dem fast viertelstündigen Titeltrack seiner Dauermelancholie eine aufrichtig schöne, cinematische Note hinzu, dabei erweist sich das altbewährte Hochpitchen von Vocals in Heliumsphären noch immer als ungemein effektiv. Wo »Antidawn« teils noch so collagenartig klang, als hätte Bevan mit seinem Handy unwissentlich eine Sprachnachricht aufgezeichnet, bringt er auf »Streetlands« einen stimmigen Spannungsbogen, Hell und Dunkel, Spuren von Horror und die nötige, unverzichtbare Portion Hauntology in Einklang. Da machen selbst die Panflöten zu Beginn von »Exokind« Sinn, das sich wie Hyäne an den Überresten von Hardcore Continuum und Rave labt und dabei besser klingt als der Soundtrack jeder kontemporären Serie, der sich am Sci-Fi-Erbe aus den Achtzigern vergeht.