Review

Das Feuilleton

Ab Morgen Bin Ich Unpolitisch

Windig • 2024

Politik muss nicht immer die Parole auf dem Protestbanner an der Spitze der Demo sein. Das Trio Das Feuilleton macht es subtiler und duckt sich schon im Albumtitel ein wenig weg. Dabei geht es auf dem neun Songs umfassenden Album, das Tobias Siebert als Session auf Tape aufgenommen hat, roh zu. Mit Gitarre, Bass, Schlagzeug und selten etwas Unterbau an den Tasten, baut »Ab morgen bin ich unpolitisch« eine bedrückende Stimmung auf, die dieselbe schwere Luft atmet wie Klez.E, All diese Gewalt, Sophia Blenda oder auch Die Nerven – ohne jemals so laut zu werden wie letztere. »Seemann« lässt beunruhigende Klänge aus der Küche ertönen, in der Mutter den Mariner bekocht und Sänger Robert Amarell spricht mit sonorer Stimme, bevor das Stück in Post-Punk übergeht. Unkonventionelle Bilder finden Das Feuilleton immer wieder, wie sich in ihrem Protest gegenübersitzende Personen als zwei Schweinehälften zu beschreiben, die vorher ganz nebenbei das Parlament sprengen und ins Exil fliehen. Das sechseinhalb Minuten wie der Taxi Driver herumirrende »Stimme« kennt wiederum die Macht der Worte: »Mein Kopf, der ist geladen / Ein Magazin voll gefährlichem Text.« Und »Fragezeichen« schaut zu einer Western-artigen Klangabfolge in die Schatten des Wohlstands. Ganz selten locker es etwas auf, wenn die Sounds mehr in Richtung Indie-Rock schielen, ohne jemals geradlinig zu werden. »Dinosaurier« ist so ein Song und erzählt von meinungslosen Menschen, die vom Aussterben bedroht sind. Klar, »Ab morgen bin ich unpolitisch«, aber heute eben noch nicht.