Review

Daso

Meine Idee

Spectral Sound • 2019

Es war nicht alles schlecht in der Minimal-Ära und »Meine« von Daso ist der Beleg. Ein Jahr, bevor Techno dank dem Film »Berlin Calling« endgültig wieder im Mainstream ankommen sollte, brachte der Track in etwas unter acht Minuten so ziemlich jede mögliche Gefühlsregung unter einen ebenso bestechend simplen wie bestechenden Backbeat. Da steckten schon die hymnischen Qualitäten von Sascha Funkes »Mango« ebenso drin wie eine geistige Verwandtschaft zum aufkommenden Deep-House-Sound rund um Dial spürbar war oder sogar Gui Borattos Überraschungs-Pop-Hit »Beautiful Life« nachzuhallen schien. Dub-Referenzen trafen auf kongenial gezielten Clap-Einsatz und eine wabernde Synthie-Line, die mit wenig Gedöns die ganz großen Gefühle triggerte. Euphorie, Ekstase, Melancholie, Resignation, Depression, erneute Aufbruchsstimmung und das nächste High: ein ganzes Clubwochenende in nur einem Track. Daso Franke starb am 2. April 2018 in seiner Wahlheimat Berlin und »Meine« ist bei weitem nicht der einzige aber zweifelsohne der größte Meilenstein, den er hinterließ. Nachdem Connaisseur zum ersten Todestag ein selbstbetiteltes, während langer Krankheit entstandenes und rundum fantastisches Album veröffentlichte, legt der Ghostly-Ableger Spectral Sound nun mit »Meine Idee« die gesamte Single von 2007 als limitierte Edition neu auf. Der electro(clash)-inspirierte Track »Idee« und die deepen House-Grooves von »Deine Schuhe« sind darauf allerdings nur die schönsten Nebensachen der Welt. Im Zentrum steht »Meine« in seiner vollen Größe und Schönheit. Das »Subzero« einer Generation, für die Hoffnung noch kein Fremdwort war.

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