Review

Mikkel Rev

The Art Of Levitation

A Strangely Isolated Place • 2023

Elektronische Musik zu rezensieren macht vor allem dann Spaß, wenn der Interpretationsspielraum jenseits von Allgemeinplätzen liegt. Klar, im Großen und Ganzen gibt es genau zwei Arten von DJ-Alben: Solche mit Ambient-Opener, gefolgt von acht, neun oder zehn Tracks Clubgeballer, und solche, auf denen die Rampensau, die gewöhnlich in der Booth auf und ab hüpft, ihre introspektive, betont künstlerische Seite mit dem Publikum teilt. Mikkel Revs »The Art Of Levitation« fällt mit seinen meist ruhigen Tracks eher in die zweite Kategorie, wirkt aber nicht wie ein Abziehbild einer künstlerischen Vision, sondern setzt diese tatsächlich um. Der ansonsten beispielsweise aus dem Umfeld des stilsicheren Trancelabels – kein Widerspruch – Ute.Rec aus Oslo bekannte Mikkel Haraldstad, so der bürgerliche Name des Künstlers, beschreitet auf diesem Album Wege, die weit verzweigt vom Dancefloor weg und in die eigenen Gehirnwindungen hinein führen. Exemplarisch tut dies der Titeltrack, der über zwölfeinhalb Minuten graduelle Veränderungen durchläuft, aber dauerhaft ein einziger Trip bleibt, bei dem auch alles Festklammern an rar gesäten Kicks nicht hilft. Andere Nummern wie »Deep Sea Aviation« und »Sub Sea (Peace Mix)«, das mit seinem Hans-Guck-in-die-Luft-Techno durchaus an John Beltrans Meisterwerk »Ten Days Of Blue« erinnert, untermauern den Anspruch, den Haraldstad auf diesem Album ebenso ruhig wie bestimmt formuliert. Der Mann will gemeinsam auf Reisen gehen, vom Intro bis zum Outro. Und während »Nothing So Hidden« darf geweint und gekuschelt werden.