Review

Deer

String Theory

Marionette • 2014

Deer? Diese rotzigen spanischen Indie-Rockerinnen, nach denen sich derzeit die Blogosphäre die Finger leckt? Nein, Moment, das waren Deers. Deer aber ist auch kein Unbekannter: Hinter dem schwerlich googlebaren Pseudonym verbirgt sich Martin Hirsch, der ebenso stilsicher wie faul seinen Namen ins Englische übertragen und bisher hyperesistent in aller Gemütlichkeit einige wenige Releases auf zum Beispiel Giegling veröffentlicht hat. Hirschs »String Theory«-EP markiert das erste Release des in Weimar, Leipzig und Berlin ansässigen Vinyl-only-Labels Marionette und leitet seinen Titel von langen Fernsehabenden mit Dokumentationen über Quantenphysik und noch längeren Gedankengängen über die Möglichkeiten des Multiversums ab. Ganz so vertrackt klingen die drei Tracks sowie der Remix durch Giegling-Labelmate Die Wiese im Garten dann doch nicht, sondern viel mehr verspielt und luftig. Während insbesondere der an Bibio erinnernde fluffige Folktronica-Exkurs von »Emerging Wildlife« für Verträumung sorgt, agieren die anderen Tracks an der Schnittstelle von House und Techno: Von jenem kommt die Tiefe, von diesem die Geradlinigkeit. Mit seinem satten Sounddesign und weichen Einfärbungen erinnert »String Theory« hier und dort an die schluffigen Klangentwürfe eines Christian Löfflers. In dessen Liga mag Hirsch zwar noch lange nicht spielen, für tiefenentspannte 27 Minuten reicht es mit dieser EP jedoch allemal.