Die neue Deerhoof-Platte kann einen schon in Verlegenheit bringen. Kann Musik, die man konzeptuell, technisch und in der Produktion unfassbar interessant findet, zugleich in weiten Teilen als ungenießbar empfunden werden? Es ist möglich. In jedem Fall kann man, wenn man sich durch Deerhoof’s mittlerweile zwölf Alben lange Geschichte hört, zu der die neue Platte ein weiteres spannendes Kapitel hinzufügt, diese als unfassbar reiche Studiensammlung und an Einfallsreichtum kaum zu übertreffende musikalische Schatztruhe begreifen. Der gleiche Ritt durch ihre Geschichte lässt mich zu der These hinreißen, dass ihnen kein einziger wirklich guter Song gelungen ist. Auch weil der Bruch in dieser Noise-Variante des Indie zum permanenten stilistischen Mittel gehört, aber auch, weil bei Deerhoof’s Produktionen stets die Produktion im Mittelpunkt zu stehen scheint und man beim Hören quasi immer schon in einer Warte zweiter Ordnung vermutet wird. Denn wann immer sich so etwas wie eine bequeme Vorhersehbarkeit oder eine dramaturgische Ahnung beim Hören einschlecht, kommt bei Deerhoof von irgendwoher ganz plötzlich etwas ganz anderes oder zumindest ein rhythmischer Bruch. Das ist bis zu einem Punkt spannend und aufgrund der Virtuosität der Band auch hörenswert, verkommt aber irgendwo auf der Strecke zu einer sportlichen Übung ohne Seele, ohne wirkliche Idee und Richtung. In jedem Fall stellt sich kurz so etwas wie ein angenehm warm empfundenes Wohlempfinden ein, wenn Kelly Goode auf »The Trouble With Candyheads« zu einer überraschend konventionellen Hookline ansetzt. Ist das der The Fall-Fluch, am Ende Musik für Musiker zu machen? Oder ist doch alles ganz anders? Vielleicht wird es die dreizehnte Platte zeigen.
Breakup Song