Review Folk

Der Nino aus Wien

Bäume/Träume

Problembär • 2014

Best 2025 so far

»Bäume/Träume« ist das vorläufige Opus Magnum vom Nino aus Wien. Die vorherigen Sachen kenne ich nicht, aber anders kann es kaum sein – die Scheiben sind der Hammer. Jeweils als einzelnes Album, aber beide am gleichen Tag herausgebracht, bezeugen sie eindrucksvoll das Vermögen des jungen Österreichers als Songwriter. Die eine Hälfte des Doppel-Releases, »Bäume«, lässt tief in seine Gedanken- und Gefühlswelt blicken. Sie bietet leise Melancholie und besonnenen Zweifel in bemerkenswerten, quasi durch die Bank zitierfähigen Zeilen – aber stets mit einer Schmäh im Tonfall, wie ihn wohl nur ein Wiener hinbekommt. Den Schmäh trägt er auch in seinen wohlfein formulierten und dennoch wie mal eben hingerotzt wirkenden Texten, weswegen ihm das Kunststück gelingt, der Nähe, die die Songs zu seiner Person zulassen, mit ehrlichem Stolz zu trotzen. Getragen wird seine heiter bis wolkige Lakonie von akustischen Klängen, die trotz rudimentärer Arrangements mit Harmonie und Dissonanz zu spielen wissen. Wer den Sound nicht »urban« genug findet – das hab´ ich tatsächlich jemanden sagen hören – kann seine Hände eh in den Taschen seines Parkas stecken lassen, den er über seinen akkurat hochgekrempelten Skinnyjeans trägt. Warum? Ich sag´s mit Nino aus Wien: »Weil wir unsere Jackentaschenhandys vergessen, aber niemals uns´ren Film«. Das könnte man gut als Schluss stehenlassen. Aber Der Nino aus Wien macht an dieser Stelle noch nicht Schluss. Nach dem hochwertigen, bodenständig-knorrigem Material seiner »Bäume« zeigt er sich auf »Träume« inhaltlich und musikalisch befreiter. Das kann man nun besser oder schlechter finden: Geil sind beide Alben. Bei »Träume« spielt Rock´n´Roll eine größere Rolle, auch variiert er mehr mit Stimme und Sprache. Mundart kommt vor, Englisch ebenfalls, siehe Tobacco Song, gleich der Opener. Auch innerhalb des Songwritings nimmt er sich mehr Freiheiten heraus, indem er sich assoziativ durch seine »Träume«-Szenarien bewegt. Innerhalb dieser führt er einen weit herum. Es geht vom »Seien wir nett zu dieser Dame« über »Du bist es, mit der ich mich betrinken will« bis zum »Mir san a richtige Gemeinschaft. Es gibt nur ganz, ganz wenig Außenseiter.«

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