Angefangen mit Black Merlins verknoteten Rhythmen bis hin zu Anthologien auf Akuphone und Pak Yan Laus Bakunawa-Ensemble: Die Faszination an beziehungsweise die Auseinandersetzung mit indonesischem Gamelan reißt nicht ab. »Chasing the Phantom« ist tatsächlich auch das bereits zweite Album des Jahres auf Oren Ambarchis Label Black Truffle, das sich mit der jahrhundertealten Musikkultur auseinandersetzt. Wo Will Guthrie mit seinem Nist-Nah Ensemble allerdings mit traditionellen Instrumenten neue Formen finden wollte, da geht Dewa Alit direkt von dessen inneren Gesetzen aus noch weiter. Der balinesische Komponist verspricht in seinen eigenen Worten mit diesen beiden Stücken eine Antwort auf die Frage nach der Zukunft des Gamelan zu geben. Dazu hat er das Ensemble Gamelan Salukat eigens von ihm designte Instrumente spielen lassen, die entsprechend einer Fusion zweier tradierter Tonleitern gestimmt sind. Das klingt auf dem Papier kompliziert und daher erstmal nichtssagend, auf Platte dann allerdings ziemlich wild. »Ngejuk Memedi« erinnert dank metallischer Klänge und klöppelnder Rhythmen bisweilen an stochastische elektronische oder elektroakustische Musik – würde sich denn jemand trauen, nach ungefähr der Hälfte des Stücks dazu noch auf einer Trommel mitzuklopfen. Die Komposition lebt von seinen Dynamiken, die fortwährend an Intensität zunehmen. »Likad« antwortet darauf mit einer beklemmenden Symbiose aus pulsierenden, orgelähnlichen Tönen und wuchtiger, zugleich aber komplexer Percussion, die gegen Ende hin donnernde Akzente setzt. Schwierige Musik, im besten Sinne. Die Zukunft des Gamelan? Vielleicht. Oder: mindestens eine davon.
Chasing The Phantom