Alles sehr entlegen hier. In die Gegend, wo diese Klänge beheimatet sind, muss man sich erst einmal hinaustrauen. Esmark, das Duo der Hamburger Nikolai von Sallwitz (Taprikk Sweezee) und Alsen Rau, hat seinen Namen schließlich von einem Gletscher in Spitzbergen übernommen. Weit und kalt, so lieben die beiden ihre Analogsynthesizer, denen sie das kreiselnde Schaltkreisfiepen und andere elektrohysterische Flummereien weitgehend ausgetrieben haben. Sprödes Pluckern, Schubbern und Surren sind hingegen vorherrschend, und die Geräusche – Töne sind das meistens nur im Ansatz – dürfen sich gern mal wiederholen. Damit haben Esmark auf ihren zwei Debütalben »Māra I« und »Māra II«, die jetzt zeitgleich erschienen sind, weder das Rad noch den Loop neu erfunden. Das müssen sie aber auch gar nicht. Was sie dafür mit großer Hingabe zelebrieren, ist das Knistern der kleinen Differenz, das gerade in der monotonen Repetition erst seine ganze psychoaktive Kraft entfaltet. Wobei das mit der kleinen Differenz durchaus auf die zwei Platten selbst zutrifft. Denn so richtig groß unterscheiden die sich nicht voneinander. »Māra I« scheint alles in allem spröder, zählt weniger und längere Titel, die zweite hat zwei Stücke mehr, die dann insgesamt knapper ausfallen, ist hier und da eine Spur dichter geraten. Doch wer weiß das so recht zu entscheiden? Dichte Lakonie ist immerhin genau das, was Esmark auszeichnet. Und das sogar mit Groove.
Mara I