Der Pianist François Tusques gehört in Frankreich zu den Pionieren des Free Jazz, sein Album »Free Jazz« von 1965 gilt als erste französische Schallplatte dieses Genres überhaupt. Zwei Jahre später erschienen, ist »Le Nouveau Jazz« eine weitere Erkundung des (weitgehend) formfreien improvisierten Spiels. Unterstützt wird François Tusques von einer hochkarätigen Besetzung – am Saxofon von seinem Landsmann Barnie Wilen, den gestrichenen und gezupften Kontrabass spielt Jean-François Jenny-Clark, und am Schlagzeug zerpflückt der Italiener Aldo Romano die rhythmischen Strukturen. Tusques’ Haltung in Sachen Free Jazz anno 1967 ist überwiegend intellektuell-zurückhaltend – deutlich anders als etwa bei Peter Brötzmann mit seinem im Jahr darauf veröffentlichte Album »Machine Gun«, das einen weit brachialeren europäischen Free Jazz propagierte –, doch sind es gerade die feinen Übergänge von kollektiver Kakophonie zu melodischen Einsprengseln und gelegentlichen Ansätzen von Zitaten, die in ihrem Wechsel diese kammermusikalischen Dialoge unter Leitung von François Tusques zu einer mehr als lohnenden Wiederentdeckung machen und die zudem einen etwas anderen Blick auf die Frühgeschichte des freien Jazz in Europa ermöglichen.
Le Nouveau Jazz