Es gibt unter Musikfreunden vermutlich nicht viele verschiedene Vorstellungen davon, wie französischer Chanson zu klingen hat. Künstler wie Benjamin Biolay oder Coralie Clément haben das Genre im neuen Jahrtausend zwar revitalisiert, eines aber blieb stets gleich: das Bild eines hübsch anzuschauenden Künstlers, der in leicht süßlicher instrumentaler Begleitung locker-flockige Lieder trällert. Françoiz Breut bricht nicht vollständig mit diesem Klischee. Doch »Zoo«, das siebte Album der Sängerin in 20 Jahren, geht schon insofern neue Wege, als dass es nicht in Breuts Wohnort Brüssel, sondern im englischen Bristol aufgenommen wurde. Dort steht das Studio von Adrian Utley, Gründer und Gitarrist von Portishead »Zoo« ist aber nicht einfach bloß eine Trip-Hop-Platte geworden. Auf halbem Wege zwischen Portisheads kühlen elektronischen Welten und dem Solo-Sound von Portishead-Sängerin Beth Gibbons, die 2002 das wundersame Folk-Jazz-Album »Out Of Season« aufnahm, lassen sich diese magischen Unterwasser-Popsongs nieder. Der Bass wummert unruhig, das Schlagzeug ist stets etwas lauter gemischt als auf Chanson-Platten üblich; entrückte Backgroundchöre erklingen zu einer schrägen Zirkusorgel. Utleys Produktion lässt den Songs, die Françoiz Breut zusammen mit ihrem Gitarristen Stéphane Daubersy schrieb, ihre Luftigkeit. Aus dem Nichts tauchen wunderschön zerbrechliche Melodien auf, die einem Wes-Anderson-Film entsprungen sein könnten. Perkussiv, verträumt und trippy.

Zoo