2011 war das Jahr, in dem die Kritik an der Retromanie, nicht zuletzt aufgrund von Simon Reynolds Buch Retromania, vollends Einzug in den Popdiskurs erhielt. Da mutet es schon etwas unwirklich an, dass gemäß des allgemeinen Konsenses die Retro-Pop-Truppe Girls eines der Alben des Jahres aufgenommen hat. Man muss diese scheinbare Ungereimtheit also hinterfragen. Und es scheint hierfür eine simple Antwort zu geben: Father, Son, Holy Ghost ist eine Platte, die in jeder Sekunde in der Popgeschichte verankert ist, dabei jedoch nicht nur einen eigenen Charme, sondern fast ein anderes Genre begründet. Owens und Co. kombinieren hier Hard-Rock-, 60s-Pop-, und Gospel-Einflüsse so gekonnt, dass eine seltsame Mischung aus einem Gefühl der Vertrautheit und dem Hauch von etwas Neuem entsteht. Hinter all dem steht das emotionsgeladene Songwriting von Chris Owens, der seine Vergangenheit mit einer Art zerbrechlicher Souveränität in seiner Musik verarbeitet. Wie schon im Debüt vereinen Girls die wichtigsten Zutaten zeitgenössischer Popmusik und beweisen, dass auch die Retromanie ein wesentlicher Bestandteil ebenjener ist – wenn man sie denn gekonnt einzusetzen vermag. Quod erat demonstrandum!

Father, Son, Holy Ghost