In den späten 1980ern injizierte die sogenannte Madchester-Szene dem Gitarrenpop eine gehörige Dosis Tanzenergie. Heute kommt aus der nordenglischen Stadt mit GoGo Penguin ein ähnlicher Impuls für den Jazz – sofern sich das überhaupt noch als Jazz bezeichnen lässt, was das 2012 gegründete Trio da betreibt. Pianist Chris Illingworth, Bassist Nick Blacka und Schlagzeuger Jon Scott, der seit 2021 zur Band gehört, kombinieren basslastige Grooves mit elektronischen Elementen und moderner Klassik zu einer rhythmisch fordernden wie melodisch durchlässigen Mischung.
Auf ihrem zehnten Studioalbum gibt es einige Neuerungen. Für zwei Stücke holte sich die Band Unterstützung vom Manchester Collective, einem Kammerensemble rund um Geigerin Rakhi Singh. Auch modulare Synthesizer klingen nun deutlicher durch. Dennoch bleibt der GoGo-Penguin-Sound erkennbar: treibend, hochdynamisch, strukturell durchdacht. Schon der Opener »Umbra« und das technoid pulsierende »Fallowfield Loops« machen klar, wie konsequent hier Klavier, E-Bass und perkussive Details ineinandergreifen. Letzterer wird vorübergehend sogar vom Kontrabass verdrängt, wodurch sich zusätzliche Reibung erzeugt.
Die repetitive Klarheit ihrer Arrangements wird durch verästelte Details gebrochen, was From the North auch abseits von Tanzflächen spannend macht. Gleichzeitig wirkt vieles beruhigend, hypnotisch – besonders im abschließenden Track »Silence Speaks«, der als Einladung zur Stille funktioniert. Ein stimmiger Schlusspunkt für ein Album, das zwischen Minimalismus, Groove und introspektivem Ausdruck souverän vermittelt.

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