»I’m scared / There’s so many options« – das klingt im Opener »me & who?« nach Entscheidungsparalyse in der Partnersuche. Viel mehr ist inhaltlich zunächst kaum zu entnehmen. Was auf einer neuen Platte von Helen Island passiert, erschließt sich ohnehin selten beim ersten Durchgang. Die verfremdete Stimme von Léopold Collin – der auch unter anderen Namen experimentelle Klänge veröffentlicht – dient dem Vibe, versteckt und offenbart nicht. Dazu gesellt sich – nicht untypisch für das Label Knekelhuis – ein Nebelschleier, unter dem sich zarte Melodien und Hooks unbeobachtet entfalten dürfen.
Was aus diesem Nebel klettert, wirkt unnahbar und fasziniert mit einer gewissen Zeitlosigkeit. Weirdo-Ballade, tanzflurfreundlicher Lo-Fi-Trip-Hop, spooky Dream-Pop oder beatloser Trance – all das klingt wie groß gedachter und dann minimalst umgesetzter Synth-Pop. Als wäre Collin der geborene Ghostwriter für einen The-Weeknd-Hit, nur um direkt danach ins Abseitige abzubiegen. In »i know 3 45« etwa flirren hochgepitchte Vocals durch digitale Schattenwelten, »it’s going better« peitscht mit 80s-Drums. Trotzdem fließen all diese Stile mühelos ineinander und ergeben ein ganz persönliches Mixtape mit Handschrift. So krakelig sie ist. Man starrt fasziniert drauf.

Silence Is Priceless