Review

Horace Andy

In The Light

17 North Parade • 2016

So kann man das natürlich auch machen. Horace Andy die schönste Falsett-Stimme des Reggae, stellt seinen Fans gleich zu Beginn von »In the Light« die Vertrauensfrage: »Do You Love My Music«? Und das mit einem Auftakt, der mehr an Marvin Gaye zur Zeit von »Let’s Get It On« erinnert als an typischen Roots Reggae. Den gibt es dann ausgiebig für den Rest des Songs und dem Rest der Platte. Wobei Horace Andy immer wieder aus der virtuos laid back gespielten Orthodoxie ausbricht und bei Songs wie »If I« schon mal heftig chromatische Harmoniewechsel wählt oder in den Arrangements eine höchst aufgeschlossene Pop-Sensibilität zu erkennen gibt. Die Botschaft seiner Texte ist demgegenüber deutlich bodenständiger, was als Mischung durchaus seinen Reiz hat. Diese Ausgabe kombiniert erneut Horace Andys Klassiker mit dessen Zwillingsbruder »In the Light Dub« (zur LP bei hhv.de.) Von hier an übernimmt Prince (inzwischen King) Jammy die Regler, zerpflückt das Material nach den Regeln der Kunst, lässt Schlagzeug und Bass noch einmal heavier zum Vorschein kommen. Der Stimme und den übrigen Instrumenten gestattet er gerade so viel Raum, wie sie benötigen, um großzügig mit Hall und Echo neu eingekleidet zu werden. Zwei Alben, die für sich genommen schon sehr stark sind, aber gerade in Kombination ihre volle Größe offenbaren.