Review

Imre Kiss

Raw Energy EP

Lobster Theremin • 2014

Ein Flüstern, ein Knacken und ein Rascheln erfüllt die Luft. Bedrohlich klingt es, zumindest unheimlich. Die Ahnung einer Resteuphorie, die mit der Melancholie über das Verlorene einhergeht, erfüllt den Raum. »Stellar 0102« klingt weit entfernt, wie eine langsam abhanden kommende Erinnerung an bessere, strahlkräftige Tage. Imre Kiss, das ist nach nur wenigen Takten dieses ersten Tracks klar, kann Atmosphären schaffen. Der Budapester hatte erst letztes Jahr auf dem ungarischen Plattenlabel Farbwechsel mit dem Album »Midnight Wave« debütiert und einige Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Deren Ambient-Sounds sind auf Imre Kiss‘ Einstiegs-EP für Lobster Theremin nun zur dramaturgischen Ausstattung geworden, denn im Zentrum von »Raw Energy« steht der Beat. Nicht aber, dass der sich egozentrisch in den Mittelpunkt drängen würde, nein: Hier reichen sich tanzwütige Teamplayer den Staffelstab von Hand zu Hand. Vom veritablen House-Tune »Non« über die satt-schmatzende Kick von »Spellbound«, den hysterisch fiepsenden Titeltrack bis hin zum verhallten »Belief« beweist sich Imre Kiss als ein Geschichtenerzähler, der das Kurzformat gemeistert hat und versteht, es kunstvoll auszustaffieren. »Raw Energy«? Eher ganz schön raffiniert.