Review

Jacques Palminger & 440 Hz Trio

Jzz & Lyrk

Staatsakt • 2012

Hier bekommt man genau das, was drauf steht – nur mit Vokalen. Der Titel ist angelehnt an eine Hamburger Veranstaltungsreihe der 1950er Jahre und nicht nur im Promozettel wird die Nähe zu Manfred Krug und Serge Gainsbourg gesucht. Der bisher etwas unterschätzte dritte Mann von Studio Braun schwelgt zwischen dadaistischem Nonsense, Theatermusik à la Kurt Weill (»Mein Schiff«) und scheinbar banalen Alltagsbetrachtungen in strenger Reimform. Palmingers Händchen für verschrobene, das Feuilleton karikierende Wortkombinatorik führt zu allerlei wundervollen Aphorismen (»Der Tag ist wie wir: noch nicht ganz am Ende.«), die das 440 Hz Trio, angeführt vom Ex-Die-Sterne-Keyboarder Richard von der Schulenburg, mit poppigen Bar-Jazz unterlegt. Der Jazz ist zwar gefällig, doch dermaßen stilsicher vorgetragen, dass kein Fahrstuhl zwischen Brecht-Bühne und Lounge passt. Zudem liefert Palminger nach »Tübel-Dub« einmal mehr einen Beweis seiner kongenialen Versionierungskünste: Und zwar mit »Es ist mein Leben«, einer Überarbeitung von Dr. Alban’s »It’s My Life«! Bei jedem Durchgang wächst »Jzz & Lyrk«, da die Texte immer mehr Sinn ergeben und die Arrangements langsam ihren ganzen Pop-Appeal entfalten. Hat man sich erst einmal darauf eingelassen, ist das ein wirklich großes Werk.