Review

Jazzanova

Of All The Things

Sonar Kollektiv • 2019

Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass Jazz derzeit ein Revival erlebt. Eine ganze Reihe an Musiker:Innen around the globe haben sich dem guten alten Jazz verschrieben – Chicago oder London eindeutig in Spitzen- und Vorreiterrollen. Ein Grund mehr sich anzuschauen, wer denn alles die Fahne hochgehalten hat, als noch nicht alle von Saxophonphrasierungen und ähnlichem geredet haben. Das Berliner Kollektiv Jazzanova muss da natürlich direkt genannt werden. Stilsicherer als Jamie Cullum, weniger altbacken als Blue Note und immer auf den Spuren der Großen a la Stevie Wonder und Konsorten. Schon vor dem Erstling ›In Between‹, der 2002 veröffentlicht wurde, konnte man sich gemeinsam und im Tandem mit dem Label Compost und Künstler*innen wie Rainer Trüby, Thievery Corporation oder etwa St. Germain, verdingt machen um den damaligen Trend namens Nu Jazz. Elektronische Töne, Sampling-Technik und andere Studio-Spielereien trafen auf durchdachtes Songwriting und Big-Band- wie Orchester-Komposition. Häufig bediente man sich Einflussweise bei Soul der Sechziger, Funk der Siebziger oder auch der MPB (Música Popular Brasileira), sowie Hip-Hop und R’n’B. Diese ganzen kreativen Zuflüsse kulminierten 2008 dann im Zweitlingswerk »Off All The Things«, das sich hier als Flussdelta der Nu-Jazz-Szene darstellt. Neben dem opulenten Set-Ups warten mit Leon Ware, Fat Freddy’s Drop Frontmann Joe Dukie und Phonte Coleman hochrangige artists darauf gehört zu werden; letzterer auf »So Far From Home« mit ‘nem lässigen Yeezy-Style. Für all jene, die von den Vocals abgeschreckt sein sollten, gibt es obendrauf auflegefreundliche Instrumentals. Dadurch wird die Cheese-Crust von so manchem Track runtergeschrabbt mit der Mandoline und Organic Grooves bleiben übrig.