Review Dance

Jim Butler

Aphex Twin (A Disco Pogo Tribute)

Disco Pogo • 2024

Natürlich würde niemand, der bei Sinnen ist, im Jahre 2025 Sätze aufschreiben wie »Aphex Twin ist ziemlich unterschätzt«, but hear me out. In den letzten 30+ Jahren haben wir Cornwalls größten Exportschlager und die berühmteste Fratze der elektronischen Musik überhaupt auf ein solch absurd großes Podest erhoben, dass eine tatsächliche Beschäftigung mit seiner Musik fast zur Nebensache wird.

Man ist sich einig: So groß, so einflussreich, so wichtig. Schon 1994 im MOJO Magazine wurde unironisch die unangenehme Headline »Mozart of Techno« benutzt. Ja, klar. Ob Früh-90er-IDM-Frickelei, hektisch-grummelige Drum-’n’-Bass-Gewitter oder soft-smoothe Ambient-Stunden. Sich auf Richard D. James als Referenz und Nummer 1 festzulegen, ist so einfach wie sicher. Und vielleicht auch etwas öde. Dabei ignorieren wir, manchmal sogar mit leichter Anti-Haltung, wie nah an der Wahrheit dieser Status eigentlich ist und dass es zur Abwechslung den Richtigen trifft.

Inmitten der mehreren hundert Tracks, von denen mindestens die Hälfte nie offiziell veröffentlicht wurde, zeigte sich neben einer angenehmen Scheißegalhaltung auch ein kompromissloser Zugang zur Musik. Nichts außer seinen Tracks sollte zählen. Die Business-Seite, allen voran Interviews, aber selbst die Veröffentlichungen an sich, wurden als lästige Pflichtübung wahrgenommen. Redet also jemand wenig über sich, erledigen das schnell andere. Die Gerüchte kennen wir alle. Er brauche keinen Schlaf, wohne in einer Bank, dann in einem Panzer, schicke irgendwelche Tracks an Labels, weil er vergessen habe, seinen Remixauftrag zu leisten etc.

Das neue »Tribute«, das bei Disco Pogo erscheint und auf ihr nicht minder schweres Buch über die Karriere von Daft Punk folgt, sammelt nicht nur all diese Geschichten sowie alte Artikel, die im Vorgängermagazin Jockey Slut erschienen, sondern auch neue Texte, Essays und Interviews, um den Weg einer Karriere aufzuzeigen, die am Ende des Tages einzigartig bleibt.

Die 274 Seiten verpacken alten Gossip neu, wodurch eine Art ambitioniertes Coffee Table Book entsteht, das als Starterset für neue Fans seine Dienste leistet. Faszinierend wird es aber vor allem dann, wenn Zeitzeugen über erste Gigs, erste Platten und Zusammenarbeiten erzählen. Gerade wenn Paul Nicholson, der für das Logo verantwortlich zeichnete und viele Plattencover designte, ins Erzählen kommt, lohnen sich die neuen Einblicke. Auch die mittlerweile zehn Jahre seit Release des »Comeback«-Albums »Syro« wurden so dicht noch nie dokumentiert.

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