Review

Jóhann Jóhannsson

Prisoners O.S.T.

NTOV/Cobraside • 2014

Über den Psycho-Thriller »Prisoners«, der hierzulande im Oktober letzten Jahres in die Kinos kam, hieß es – neben vieler anderer, wohlwollender Kritik –, er sei »von einer hohen emotionalen Komplexität und einem Gefühl der Angst getragen, das (…) verstört.« Dieses den Film betreffende Statement kann man getrost auch auf den Soundtrack ummünzen: Der isländische Komponist Jóhann Jóhannsson findet für den Score hypnotische, beklemmend-düstere Töne, die sich Zeit nehmen, die bedrückende Stimmung auszuloten und nach und nach zu perpetuieren. Streicher, Bläser und gegebenenfalls Orgeln gehen in den einzelnen Nummern, die konsequent um ein Thema kreisen, eine Allianz ein, die in viel Dramatik und noch mehr Spannung kulminiert, ohne dass sich einzelne Aspekte der Stücke groß in den Vordergrund drängen. Stille spielt dabei stets eine große Rolle – Suspense braucht schließlich eine Grundlage, aus der sie wachsen kann. Hau-Drauf-Momente, wie man sie z.B. von Hans Zimmer-Produktionen kennt, bleiben vollständig aus. Dennoch kann man einen Vergleich zwischen den beiden Komponisten-Größen ruhig bemühen – auch Zimmer geht fein nuanciert vor; man denke da nur, sicher als Beispiel unter vielen, an den Score von »The Dark Knight«. Jóhannssons Zurückhaltung ist wohl eher der Genese der Film-Dramaturgie geschuldet, die kein Auf-die-Pauke-Hauen vorsieht. Immerhin ist so ein Soundtrack ja Auftragsarbeit. Aber wer weiß? Am Ende stand die Musik dem Film bereits bei den Dreharbeiten Pate. Morricone hat seine Soundtracks ja auch schon fertig gehabt, bevor Leone für seine großen Western auf dem Regiestuhl Platz nahm.