Review

Jon Hassell

Seeing Through Sound Pentimento Vol.2

Ndeya • 2020

Beim Schreiben über Musik sind Sprachbilder ein beliebtes und ziemlich konkurrenzloses Mittel, um sich über die Schwierigkeit hinwegzuhelfen, dass es, von der trockenen Analyse einmal abgesehen, kaum »richtige« Worte gibt für Töne und ihre näheren Verwandten – und für all das, was ihre diversen Kombinationen so entstehen lassen. Fourth World-Altmeister Jon Hassell hat nach seinem paradox betitelten Album »Listening to Pictures« von vor zwei Jahren jetzt konsequent mit »Seeing Through Sound« nachgelegt. Eine Phrase, die die Tätigkeit von Kritikern gleich mitzubenennen scheint. Die könnten in seinen jüngsten Beiträgen zur heißen Klangfusion aus verfremdeter Trompete und weiterer Elektronik allemal Ambient-»Wolken vorbeiziehen« hören oder genauer: sehen, desgleichen ein »Dickicht« (walddunkel?) aus beiläufig »dahingeworfenen« (an welchen Fleck genau?) Polyrhythmen, die wie ein akustisches »Mobile« (eben!) ihre Relationen untereinander in beständiger „Bewegung“ (machen Körper ja auch) verändern. Das ließe sich endlos fortsetzen, unabhängig und vermutlich persönlich von dieser Sprachnot unbeeindruckt zeigt sich Jon Hassell jedenfalls in Hochform, hält seine bewährte Mischung aus ethnischen Elementen, Jazz und freien synthetischen Zutaten frei von Weltmusik- oder Ambient-Klischees. Dafür ein »Vertiefen« (nun ja) in den eigenen, ähem, »Ansatz«.