Review

Jonathan Scherk

Toon!

Faitiche • 2022

Als »akustische Mahlströme der Welt des Konsums« bezeichnet Jan Jelineks Label Faitiche Jonathan Scherks Musik. »13 Tracks = 13 Déjà-vus«, heißt es außerdem. Das fasst das Wesen der Stücke auf »Toon!«, alle exakt zwei Minuten lang, ziemlich treffend zusammen. Abstrahierte Stimmfetzen sorgen für einen menschlichen Wiedererkennungswert, im musikalischen Collageverfahren zusammengekleisterte Versatzstücke aus Bläsersamples, Trip-Hop-Gitarren (»A5«) und Jazzperkussion verfremden das Hörerlebnis – oder andersrum. Nach drei, vier Stücken Eingewöhnungszeit überzeugt das immer mehr, auch weil Scherk in der Selektion der Zutaten für seine Klebekunstwerke eine bemerkenswerte Geschmackssicherheit beweist. Ähnlich wie beispielsweise William Basinski auf »Lamentations« von 2020 bedient er sich vornehmlich bei klassischer Musik oder zumindest deren Instrumentierung. Klaviere, zarte Streicher und vereinzelte Bläser vertreten die organische Sektion der Klangquellen, besonders auf der B-Seite mischen sich vermehrt elektronische Zutaten in den Mix, die verfremden, modifizieren, aber auch zusammenhalten. »B5« vermengt Klanghölzer, Bläser und Streicher wie aus frühen Disneyfilmen und hohe Synthesizertöne. Die Welt des Konsums, entblößt und auf den Kopf gestellt durch das Durcheinanderwürfeln ihrer Konstanten. »Toon!«, dessen Name wohl auf seine szenische Machart verweist, endet auf der denkbar ruhigsten Note, mit zarten Klavieranschlägen.