Review

June McDoom

With Strings

Temporary Residence • 2024

Die Sängerin June McDoom steigt mit ihrer neuen EP in sanfte Lüfte empor. Schwerelos schwebt sie dahin, umhüllt ihre Stimme mit Harfe und Streichern. Mit jedem Song steigt June McDoom höher und verweilt schließlich irgendwo fernab von lauter Hektik. »With Strings« ist der Titel dieses wunderschönen Höhenfluges, bei dem die in New York ansässige Künstlerin ihrem musikalischen Feingefühl und ihrem Talent, mit Klängen zu experimentieren, freien Lauf lässt. Irgendwie verschwimmt alles um einen herum, hört man sich durch die vier Tracks. Es gibt kaum Refrains, kaum Strophen, kaum Wiederholungen – stattdessen entsteht eine unvorhersehbare Chronologie, sie sich wie eine Geschichteaneinanderreiht. Gerade dieses Motiv der Wiederholungslosigkeit, impliziert das Bild einer Erklimmung, die von aufbauenden Sounds getragen wird. Inspiriert von der amerikanischen Sängerin Judee Sill, ist auf »With Strings« auch eine Coverversion des Titels »Emerald River Dance« zu hören, mit dem June McDoom ihr persönliches Lieblingslied würdigt. Auch der Titel »Black Is the Color of My True Love’s Hair« erblüht neu. Ursprünglich von der Jazz- und Blues-Sängerin Nina Simone aufgenommen, räumt June McDoom auch diesem Song einen besonderen Platz auf ihrer EP ein. Inspiriert von diesen Frauen und ihren Werken, verarbeitet »With Strings« Minimal-Sounds aus der Folk-Ära der Sechziger und Siebziger und lässt sich so als musikalische Hommage an diese Zeit interpretieren.