Review

K. Leimer

A Period of Review (Original Recordings: 1975-1983)

RVNG Intl. • 2014

Brian Eno hat mit seinen Ambient-Alben nicht nur eine unüberschaubare Zahl von Künstlern inspiriert, sondern auch gleich ein komplettes Genre begründet, sodass es leicht beliebig anmuten mag, wenn sich ein Musiker ausdrücklich auf ihn beruft. Bei Kerry Leimer, dem Betreiber des in Seattle ansässigen Labels Palace Of Lights, könnte man jedoch eine Ausnahme machen. Denn für ihn ist Enos Konzept der Generative Music zum Hauptmotor seines eigenen Schaffens geworden: Leimers Archiv-Aufnahmen, die unter dem »A Period of Review« versammelt wurden, bestehen zu großen Teilen aus Loops im mehr oder minder freien Spiel miteinander. Mal kommen sie als Ambient-Skizze, mal als experimenteller Synthie-Pop mit Funk-Anleihen, mal als direkte Eno-Hommage daher – in »Lonely Boy« kopiert Leimer sogar den trockenen Gesangsstil und britischen Akzent seines Vorbilds. »Almost Chinese« hingegen könnte ohne weiteres von Clusters Album »Zuckerzeit« stammen. Leimer erweist sich weniger als origineller Außenseiter denn als leidenschaftlicher Fan, der seinen Helden in seinen Miniaturen mitunter ein bisschen zu nahe rückt. Die spannenderen Momente sind die Stücke, in denen er nicht – bewusst oder unbewusst – versucht, wie jemand anderes zu klingen.