Wer hätte gedacht, dass man aus dem präparierten Klavier nach der Renaissance durch Hauschka noch einmal neue Klänge heraushämmern kann? Die US-Amerikanerin Kelly Moran kann das. Auf ihrem Warp-Debüt zeigt die studierte Pianistin, Komponistin und Toningenieurin, wie man ein Klavier dergestalt manipuliert, dass es nicht nach »typischem« prepared piano klingt, wenn man so sagen darf. Manchmal erinnert ihr Instrument daher an etwas völlig anderes, was eventuell mit dem einen oder anderen verwendeten elektronischen Effekt zu tun haben dürfte. So weit zum Technischen. Eigentlich interessant wird »Ultraviolet« jedoch durch Kelly Morans Ansatz, in dem sie ihre Ideen intuitiv fließen lässt und keine akademischen Baupläne entwirft. So hört man am Anfang etwa einen leichten Einschlag von Edward Larry Gordons elektrisch verstärktem Hackbrettspiel, bei dem die Töne ähnlich frei zum Schwingen gebracht werden. Besonders im Vergleich zu Morans Album »Bloodroot« aaus dem Jahr 2017, auf dem sie dasselbe Instrumentarium zum Einsatz bringt, wirkt das alles noch einmal weniger konstruiert und auf selbstverständliche Weise elegant, ohne zum gediegenen Plätschern zu geraten. Für Warp liegt das Ergebnis nicht vollkommen außerhalb ihres bisherigen Sortiments, ist aber dennoch eher ungewöhnlich. Umso toller, dass sie sich für diese Platte entschieden haben, die auf unaufgeregte Weise sensationell und auf unpeinliche Weise schön ist.
Ultraviolet