Review

Kondi Band

Salone

Strut • 2017

Geheimnisvoll pulsiert ein fast spartanischer Beat, über den sich wie Loops klingende Töne eines Daumenklaviers legen. Nach wenigen Takten erklingt dann eine Stimme, die wie aus einer anderen Welt herübergeweht klingt. Rau, aber warm, scheinbar ungeschult, aber ausdrucksvoll. Langsam mischen sich elektronische Klangflächen hinein. Das Daumenklavier, der Gesang verweisen auf Afrika, der Rest klingt eher nach avancierter westlicher elektronische Musik für den Floor. Zusammen entwickelt es einen ganz eigenen Sog. Am Anfang dieser Musik stand ein YouTube-Link: DJ Chief Boima, ein New Yorker mit Wurzeln in Sierra Leone und Wohnsitz in Rio de Janeiro, sah ein Video von Sorie Koroma alias Sorie Kondi und war fasziniert: Die repetitiven Melodien auf dem Daumenklavier, der tanzbare Beat und die eigenartig entrückte Stimme, die von Hunger, Armut und anderen Zuständen sang – das alles schien ihm verwandt zu sein mit den Ursprüngen von Techno in den schwarzen Nachbarschaften von Großstädten wie Detroit. Nachdem Boima einzelne Tracks von Kondi als Remixe bearbeitet hatte, schien eine ausführlichere Zusammenarbeit zwingend. »Salone« fächert die möglichen Kombinationen aus Kondis Stil und Elektronik erfreulich weit auf, ohne zu zerfasern, und lässt den Texten ausreichend Raum, in denen Kondi sich als durchaus auch gesellschaftskritischer Geschichtenerzähler erweist. »Without Money, No Family« verweist beispielsweise über gebrochenen Beats auf das Primat der Ökonomie im Privaten.

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Kondi Band
Salone
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