»Dream House 78’17”« ist Musikgeschichte. Die multimedialen Shows des Theatre of Eternal Music im New-Yorker-Loft der Lichtkünstlerin Marian Zazeela hatten bereits in den Sechzigern legendären Status. John Cale war ihr Bratschist, bevor er sich auf dem Velvet Underground widmete. Auf »Dream House 78’17”« ist Jon Hassell zu hören, der später den Begriff »Fourth World Music« prägen sollte. Den musikalischen Unterbau stellte jedoch Zazeelas Mann bereit, der Komponist La Monte Young. Die erste Hälfte des Albums besteht in einer 39-minütigen Verflechtung von Hassells Trompete, einer Posaune, Gesang und drei Sinus-Generatoren. Ihr bedächtiges Zusammenspiel ist harmonisch grandios, hypnotisierend – und unerhört schrullig. Das Ensemble bringt Instrumente zum Summen wie einen Schwarm von Hummel. Demgegenüber ist der zweite Teil darauf ausgelegt, Nachbar:innen Angststörungen zu geben. »Drift Study« besteht in molekularen Änderungen von Sinus-Wellen. Sie kommen erst angemessen zur Geltung, wenn man das Album bei ohrenbetäubender Lautstärke hört. (Die Wochenzeitung »Village Voice« berichtete, dass Youngs Shows so laut waren, dass »das Publikum die Nationalhymne und andere Profanitäten schrie, um das Verfahren zu einem Ende zu bringen«). Auch gegenüber neuerem Drone-Künstler:innen, wie Kali Malone oder Sarah Davachi, wirkt »Dream House 78’17”« erstaunlich plastisch. Es verspricht ein lohnendes Hörerlebnis für alle, die sich auch nur vage für Minimalismus interessieren.
Dream House 78'17"