Das belgische Label Stroom hat sich der Anmut des Obskuren verschrieben. Ob ausgegrabene Schallfolien-Preziosen aus dem späten 20. Jahrhundert oder heutige Fortschreibungen von Traditionen wie dem alternativen Achtziger-Jahre-Entwurf des Brüsseler Labels Crammed Discs, die Ergebnisse sind zuverlässig seltsam und oft grundsätzlich freundlich. Wenngleich eher auf reservierte Weise. Der Musiker Baptiste Martin, der unter dem Namen Les Halles veröffentlicht, macht davon keine Ausnahme. Sein aktuelles Album Original Spirit entstand als Reaktion auf einen psychotischen Schock und seinen Aufenthalt in der Psychiatrie. Das muss man beim Hören dieser Kassette nicht wissen. Da Martin den Zusammenhang von eigener Not und Musik selbst herstellt, schadet es aber nicht, das zu erwähnen. Denn zwar gibt es darauf Ansätze von spukhaft verwirrenden Soundcollagen, besonders am Anfang, doch bewegt sich der Großteil der acht Titel mit der gelassenen Ruhe von Ambient. Weniger Wolkenverdichtungen als vielmehr nostalgisch Nachhallendes, das sich aus »echten« Instrumenten wie Klavier, Flöte oder Mbira zu harmonisch heterogenen Loopgebilden verdichtet. Kleine Irritationen wie stotternde Töne eingeschlossen. Eine schöne Idee wäre es, das Album anderen Leuten vorzuspielen und erst anschließend dessen Geschichte zu verraten. Dann kann man sich immer noch Gedanken über die Grenze von Normalität und psychischem Leid machen. Und darüber, was sich von diesem Dazwischen in den Klängen von Les Halles findet.

Original Spirit